Willkommen in einer Sammlung von Art Brut und Aussenseiterkunst!

 

Annabelle

Annabelle

Elijah lebt als Priesterin und Heilkundige inmitten einer Schar von Kindern und Jugendlichen, welchen sie Obdach bietet, in Trenchtown, einem der Slums der jamaikanischen Hauptstadt Kingston. Die hier ansässigen Nachfahren afrikanischer Sklaven aus der Kolonialzeit praktizieren ihr Christentum mit lebendigen Gottesdiensten voller Gesänge, Gebete und Rituale.
Elijahs Glaube, und damit ihre Malerei, ist geprägt von der Intensität und Unmittelbarkeit dieses religiösen Lebens. Ihre Engelsfiguren und Heiligen, Löwen, Elefanten und Tauben beschwören Gottes Segen im angespannten Klima des Elendsviertels. Sie sollen die ringsum immer wieder ausbrechende Gewalttätigkeit bannen, während Früchte und Wasser auf kleinen Altären die guten Geister zum Verweilen einladen.
Die autodidaktische Künstlerin malt in erster Linie biblische Szenen. Mit den traditionellen Bildmotiven, die sie aus der Erbauungsliteratur teilweise kennt, geht sie souverän gestaltend um: die Gesichtszüge verschieben, die Proportionen verlagern sich, und aus dem Kontrast zwischen markant ausgearbeiteten Gesichts- und Körperpartien und der zierlichen Geste der Gliedmassen gewinnt die Figur Innenspannung und Charakter. Prächtige Gewänder geben dem Körper Volumen und markieren die Bewegung; gleichzeitig erinnern sie an die klare Ornamentik afrikanischer Kunst. Die Arbeiten Eli Jahs sind in einer ernüchternd hässlichen, von Armut, Verwahrlosung und Gewalt geprägten Umgebung entstanden. Das Material, welches ihr zur Verfügung steht, ist kümmerlich: zähe Kunstharzfarbe, welche die feineren Pinsel bald zugrunde richtet, stark absorbierender Baumwollstoff, der für einen deckenden Farbauftrag mehrere Arbeitsgänge notwendig macht. Und dennoch: Vitalität, Glaubenskraft und eigenwillige Schönheit sind in diesen Bildern bewahrt.
Text «Jamaikanische Bibel-Ausstellung Elijah, BIBEL+ORIENT MUSEUM, Bern» Siehe: RAW VISION Nr. 40, Herbst 2002, welchem der biografische Text und das Porträt entnommen ist.

Elijah